Die Provinz ist eine fruchtbare Tiefebene von der Größe Tschechiens und liegt ungefähr auf mediterraner geografischer Breite. Sie gilt als ein wichtiger Ursprung für chinesischen Knoblauch und Gewürze. Wenn man im Auto über Land fährt, wird man keinen Quadratmeter Feld unbestellt vorfinden.
Knoblauch aus China dominiert die Märkte weltweit
Es ist Anfang September, und Mais, Reis und Ingwer stehen zur Erntezeit gut im Saft. Die wichtigste Ackerfrucht der Gegend ist Knoblauch. China bestreitet rund 80 Prozent des Knoblauch-Weltmarktes, und hier werden die Preise gemacht.
Wir fahren in die Gegend um Linyi im Süden von Shandong. Unzählige kleine Landwirtschaften leben hier vom Knoblauch. An den Aufkaufstellen entlang der Hauptstraßen herrscht jetzt nach der Ernte Hochbetrieb. Auf ihren Lastenmotorrädern karren die Bauern Sack um Sack heran. Wiegen, Journaleintrag, weiter geht’s. Kein Feilschen, kein Bargeld. Der Aufkaufpreis liegt dieses Jahr, je nach Qualität und Kaliber, umgerechnet zwischen 55 und 90 €-Cent pro Kilo. Warum die Preise heuer fast dreimal höher sind als letztes Jahr, kann keiner genau sagen. Spekulation spielt eine Rolle, das Zurückhalten von Mengen als Eingriff in den Markt. Was soll’s, die Bauern freut es.
Chili, Ingwer, Szechuan-Pfeffer
Gewürze und Gemüse aus kleinbäuerlicher Privatwirtschaft
Einen ganzen Tag bereisen wir den Landstrich. Ich revidiere meine Vorstellung von einer durchkollektivierten Landwirtschaft, in der Arbeitskolonnen in Blaumännern und mit Hacke auf riesigen Flächen für einen Hungerlohn die Scholle brechen. Die Feldwirtschaft wird getragen von vielen kleinen Familienbetrieben, die jeder vielleicht ein paar Hektar bestellen – Knoblauch, Mais, Reis, Ingwer, Chili, Bohnen, Zwiebeln. Partei und Staat ordnen im Hintergrund.
Periodics® Periodensystem der Kräuter und Gewürze
Vitalität und bescheidener Wohlstand
Die Menschen hier leben in bescheidenem, aber sichtbarem Wohlstand. Leute, mit denen wir ins Gespräch kommen, sind nicht überschwänglich-glücklich, aber bodenständig-zufrieden. Oder einfach bloß gesund, wie zwei gut achtzigjährige, vitale Eheleute in einem der Dörfer. Mit Chili, Ingwer und Knoblauch hätten sie doch alles, was sie fit hält für die Feldarbeit.
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