Sri Lanka (Ceylon)

09.02.2019 | Reisen

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Im Hinterland der Südwestküste liegen einige der wichtigen Zimtanbaugebiete Sri Lankas. Wir entscheiden uns für ein Ressort in Kalutara als Ausgangspunkt für unsere Touren über die Insel.

In zwei Wochen durch den Südwesten und Süden Sri Lankas..

Der Monsun ist ein Grund, dass wir unseren Osterurlaub auf Weihnachten vorziehen. Im Dezember beginnt die beste Reisezeit für Sri Lanka (ab April ist Regenzeit) und so buchen wir Südwestküste über die Feiertage.

Das erste Mal, dass wir an Weihnachten nicht zu Hause sind. Adventsvorfreude wird zu Urlaubsvorfreude, und uns gefällt der Gedanke, zu Heiligabend am Strand am Indischen Ozean zu liegen. Den Stress um Tanne, Gans und Geschenke vermissen wir nicht. Allerdings machen wir ab, dass jeder ein Geschenk von dezentem Packmaß mitnehmen darf. Als wir zwei Tage vor dem Christkind in TXL abheben, glauben wir, „Jingle Bells“, Kerzen und Lametta hinter uns gelassen zu haben.

Laut Reiseplan haben wir in Doha eine Stunde Transitzeit. Etwa um diesen Zeitvorrat verzögert sich auch unser Start in Berlin. Genervt stelle ich mir vor, wie wir in Qatar den Flieger nach Colombo verpassen. Die Auskunft der Stewardess, der Anschlussflug würde wohl warten, hilft meiner Stimmung wieder etwas auf die Beine. Wir schalten in den „Lass-es-geschehen“-Modus und machen uns auf den Weg.

Colombo Bandaraneike International erreichen wir etwas benommen kurz nach neun in der Früh bei tropischem Sonnenschein. Mit Verlassen des Fliegers umgibt uns überall – Weihnachtsdekoration. Vom Gate bis zur Passkontrolle hängen im ganzen Terminal Christbäume von der Decke. Am Eingang zum Duty Free Shop steht ein Weihnachtsmann samt russischer Snegurotschka und winkt uns zu den Angeboten. Fehlt nur noch … genau, an der Kasse dann – „Last Christmas“.

Die Mehrheitsgesellschaft Sri Lankas besteht aus buddhistischen Singhalesen. Im Norden und Osten leben hinduistische Tamilen. Dann gibt es noch „die Muslime“. Und acht Prozent Christen. Portugiesen, Holländer und Briten haben in den Jahrhunderten ihrer Kolonialherrschaft einen sichtbaren kulturellen Fußabdruck hinterlassen. Wir werden in den zwei Wochen auf der Insel keinen Einheimischen treffen, der sich daran stört. Auf unserer Fahrt nach Süden sehen wir, wie vor Kirchen und an Straßenecken Weihnachtsbäume verkauft werden. Es ist fast wie zu Hause. Nur wärmer.

Wir haken das ab. Weihnachten ist hier wie bei uns Halloween. Für die meisten wahrscheinlich ohne Krippe und tieferen Sinn, mehr so Party und Fun eben. Das vorzügliche Weihnachtsbuffet am übernächsten Abend im Hotel kommt dann auch ohne Braten, Kohl und Klöße aus. Immerhin tritt ein Chor mit Weihnachtsliedern auf. Im Kontext politkorrekter Weihnachtsscham auf Regierungsebene daheim, berührt mich das „Oh Tannenbaum“ dieser Sri Lanker dann aber doch.

Fast immer bewegte See am Strand von Kalutara
Brandung des Indischen Ozeans am Strand von Kalutara
Die Überlandbusse sind die unumstrittenen Könige der Landstraßen

Die Überlandbusse sind die unumstrittenen Könige der Landstraßen.

Kleinstadtladen in der Südprovinz

Kleinstadtladen in der Südprovinz.

Taubenetzte Teepflanze auf einer Plantage in Sri Lanka

Taubenetzte Teepflanze auf einer Plantage in der Zentralprovinz.

Warum eigentlich Sri Lanka? Oder, suggestiver: „Warum eigentlich Ceylon?“. Das „Paradies des Indischen Ozeans“ – ein Attribut, das kein lokaler Guide zu erwähnen vergisst – ist natürlich eine Destination „an sich“. Seine Lage in den nicht ganz so heißen Tropen in Kombination mit reichlich Niederschlag vor, während und nach dem Monsun lassen Sri Lankas beeindruckende Vegetation besonders grün, saftig und paradiesisch sein. Man glaubt zu spüren, dass alles üppig sprießt, was hier einer in den Boden steckt. Dazu Palmenstrände mit wuchtiger Brandung, wilde Elefanten und buddhistische Tempel.

Genau: Tee und Zimt. Es gibt kaum einen Ursprung, der so eindeutig für ein Gewächs steht wie Sri Lanka für Ceylon-Tee und Ceylon-Zimt. Sansibar für Gewürznelken vielleicht und Madagaskar für Vanille. Beide Inseln werden aber erst durch menschliches Zutun zu kommerziellen Ursprüngen, während die natürlichen Ursprünge jeweils auf den Molukken (Gewürznelken) bzw. in Mexiko (Vanille) liegen.

Auch bei Ceylon-Tee gilt diese Einschränkung, denn der kommt erst Mitte des 19. Jhds. mit den Briten nach Ceylon. Und zwar aus China, wo Tee schon seit über viertausend Jahren bekannt ist.

Mich interessiert ohnehin vor allem der Zimtursprung Sri Lanka. Anfang des 16. Jhds. sind es die Portugiesen, die von Goa, Kalikut und Cochin aus südwärts segelnd – mehr zufällig – als Erste hier landen und die Kontrolle über den lokalen Zimtanbau und den globalen Zimthandel an sich reissen. Zimt gelangt bis dahin vor allem aus China über die Landrouten der Seidenstraße nach Europa. Wahrscheinlich bringen omanische Seefahrer auf ihren Dhaus auch Ceylon-Zimt an die arabischen Küsten, von wo ihn Kamelkarawanen durch die Wüste bis ans Mittelmeer transportieren. Die aufstrebenden Seemächte Spanien und Portugal sind damals nur Zuschauer. Von nun an wird Zimt über die portugiesisch kontrollierten, maritimen Gewürzrouten den alten Kontinent erreichen. Ein unbeschreiblich profitables Geschäft, um das Portugal bald Kriege führen und verlieren wird. Ähnlich wie später um Gewürznelke und Muskatnuss auf den ostindischen Molukken.

Paar beim Betrachten des Sonnenuntergangs am Strand von Kalutara
Schüler in Schuluniform in Sabaragamuwa, Sri Lanka

Schüler in Schuluniform in Sabaragamuwa.

Ein lokaler Provider bewirbt 4G Internet

Ein lokaler Provider bewirbt 4G Internet.

Massenspektakel bei der Baby-Elefanten-Fütterung in Sabaragamuwa, Sri Lanka

Massenspektakel bei der Baby-Elefanten-Fütterung in Sabaragamuwa.

Wuchtiger Baumbestand im Royal Botanical Garden von Peradeniya, Sri Lanka

Wuchtiger Baumbestand im Royal Botanical Garden von Peradeniya.

Bevor ich zum ersten Mal in ein Land reise, male ich mir gerne aus, wie es da so ist. Im Falle Sri Lankas stellte ich mir eine Art Klein-Indien vor mit kulleräugigen Kindern vor strohgedeckten Fischerhütten und Laufrikschas auf schmuddeligen Straßen. Jedenfalls sichtbar „Dritte Welt“ mit Touri-Oasen hinter Zäunen. Und dann kommt man an und fährt über saubere, intakte Straßen durch quirlige Ortschaften, staunt über einen sichtbaren Hang zur Reinlichkeit bei den Leuten und die exzellenten Deutschkenntnisse der Reiseführer, die nie in Deutschland waren. Man sieht die Schulkinder am Morgen in blütenweißer Uniform auf den Bus warten. Man kauft sich eine lokale SIM-Karte und hat mobiles 4G-Internet flächendeckend mit 60 Mbit/s mitten im Busch. Wäre diese „Dritte Welt“ hier Ulbrichts DDR, sie hätte den Westen überholt, ohne ihn einzuholen.

Die Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka hat dem interessierten Reisenden viel zu bieten. Wir entscheiden uns für Galle mit Fort und Altstadt, Kandy mit Zahn-Tempel und Zugfahrt im Salonwagen, Wild-Safari mit Baby-Elefanten-Fütterung und – natürlich – für Zimt. Mein touristisches Highlight in den zwei Wochen: Der Royal Botanical Garden von Peradeniya (nahe Kandy). Kraftstrotzende tropische Vegetation in ihrer ganzen Opulenz in einer wunderschön angelegten, großzügigen und vorbildlich gepflegten Gartenanlage. Hut ab! Achtzig Hektar mit Weltnaturerbe-Anspruch.

Geführte Touren bringen einen – gewollt oder nicht – immer auch an „Hotspots“, die sich nach den Touristendevisen ausrichten wie die Kompassnadel nach dem Magnetfeld. Schildkröten knuddeln gegen Spende in der Aufzuchtstation und Jeep-Kolonnen im Safari-Park, zum Beispiel. Oder Boot-Safari auf dem Bentota Ganga: An- und Ablegen im Minutentakt und Motorenlärm um nichts. Die kurze Schleife durch die Mangroven war ganz nett. Will man das nicht, muss man auf eigene Faust los.

„Reisen bildet“ macht Sinn für Sri Lanka. Die auffallend kenntnisreichen Erklärungen unserer Tour-Guides tragen erheblich zu unserem „Wieder-was-dazugelernt“-Gefühl bei. Für reinen Strandurlaub kommt man besser nicht hierher. Thailand oder die Seychellen haben schönere Strände. Unser Strandabschnitt besteht aus ziemlich grobem Muschelsediment. Wegen der starken Brandung ist oft die rote Fahne (Badeverbot) gehisst. Für Tochter Karla natürlich genau der Kick: Meterhohe Wellen und ein brutaler Gegensog (Rippströmung) machen Baden zur sportlichen Herausforderung. Schwimmen geht nur im Pool.

Über die lokale Küche schreibe ich vielleicht an anderer Stelle noch. Nur so viel: Sie ist gerne würzig-scharf. Meine Highlights sind die Currys mit dem klaren Favoriten Mango-Curry. Den letzten Abend verbringen wir im japanischen Restaurant unseres Hotels, weil Sushi & Co. für manchen Magen doch verträglicher sind. Am Ende haben wir jeden Tag auf ganz eigene Art genossen, und ich gebe in der Rückschau für das Gesamterlebnis Sri Lanka eine robuste 100%-Empfehlung.

Sri Lanka (Ceylon)

09.02.2019 | Reisen

Warum eigentlich Sri Lanka? Oder, suggestiver: „Warum eigentlich Ceylon?“. Das „Paradies des Indischen Ozeans“ – ein Attribut, das kein lokaler Guide zu erwähnen vergisst – ist natürlich eine Destination „an sich“. Seine Lage in den nicht ganz so heißen Tropen in Kombination mit reichlich Niederschlag vor, während und nach dem Monsun lassen Sri Lankas beeindruckende Vegetation besonders grün, saftig und paradiesisch sein. Man glaubt zu spüren, dass alles üppig sprießt, was hier einer in den Boden steckt. Dazu Palmenstrände mit wuchtiger Brandung, wilde Elefanten und buddhistische Tempel.

Genau: Tee und Zimt. Es gibt kaum einen Ursprung, der so eindeutig für ein Gewächs steht wie Sri Lanka für Ceylon-Tee und Ceylon-Zimt. Sansibar für Gewürznelken vielleicht und Madagaskar für Vanille. Beide Inseln werden aber erst durch menschliches Zutun zu kommerziellen Ursprüngen, während die natürlichen Ursprünge jeweils auf den Molukken (Gewürznelken) bzw. in Mexiko (Vanille) liegen.

Auch bei Ceylon-Tee gilt diese Einschränkung, denn der kommt erst Mitte des 19. Jhds. mit den Briten nach Ceylon. Und zwar aus China, wo Tee schon seit über viertausend Jahren bekannt ist.

Mich interessiert ohnehin vor allem der Zimtursprung Sri Lanka. Anfang des 16. Jhds. sind es die Portugiesen, die von Goa, Kalikut und Cochin aus südwärts segelnd – mehr zufällig – als Erste hier landen und die Kontrolle über den lokalen Zimtanbau und den globalen Zimthandel an sich reissen. Zimt gelangt bis dahin vor allem aus China über die Landrouten der Seidenstraße nach Europa. Wahrscheinlich bringen omanische Seefahrer auf ihren Dhaus auch Ceylon-Zimt an die arabischen Küsten, von wo ihn Kamelkarawanen durch die Wüste bis ans Mittelmeer transportieren. Die aufstrebenden Seemächte Spanien und Portugal sind damals nur Zuschauer. Von nun an wird Zimt über die portugiesisch kontrollierten, maritimen Gewürzrouten den alten Kontinent erreichen. Ein unbeschreiblich profitables Geschäft, um das Portugal bald Kriege führen und verlieren wird. Ähnlich wie später um Gewürznelke und Muskatnuss auf den ostindischen Molukken.

Bevor ich zum ersten Mal in ein Land reise, male ich mir gerne aus, wie es da so ist. Im Falle Sri Lankas stellte ich mir eine Art Klein-Indien vor mit kulleräugigen Kindern vor strohgedeckten Fischerhütten und Laufrikschas auf schmuddeligen Straßen. Jedenfalls sichtbar „Dritte Welt“ mit Touri-Oasen hinter Zäunen. Und dann kommt man an und fährt über saubere, intakte Straßen durch quirlige Ortschaften, staunt über einen sichtbaren Hang zur Reinlichkeit bei den Leuten und die exzellenten Deutschkenntnisse der Reiseführer, die nie in Deutschland waren. Man sieht die Schulkinder am Morgen in blütenweißer Uniform auf den Bus warten. Man kauft sich eine lokale SIM-Karte und hat mobiles 4G-Internet flächendeckend mit 60 Mbit/s mitten im Busch. Wäre diese „Dritte Welt“ hier Ulbrichts DDR, sie hätte den Westen überholt, ohne ihn einzuholen.

Die Demokratische Sozialistische Republik Sri Lanka hat dem interessierten Reisenden viel zu bieten. Wir entscheiden uns für Galle mit Fort und Altstadt, Kandy mit Zahn-Tempel und Zugfahrt im Salonwagen, Wild-Safari mit Baby-Elefanten-Fütterung und – natürlich – für Zimt. Mein touristisches Highlight in den zwei Wochen: Der Royal Botanical Garden von Peradeniya (nahe Kandy). Kraftstrotzende tropische Vegetation in ihrer ganzen Opulenz in einer wunderschön angelegten, großzügigen und vorbildlich gepflegten Gartenanlage. Hut ab! Achtzig Hektar mit Weltnaturerbe-Anspruch.

Geführte Touren bringen einen – gewollt oder nicht – immer auch an „Hotspots“, die sich nach den Touristendevisen ausrichten wie die Kompassnadel nach dem Magnetfeld. Schildkröten knuddeln gegen Spende in der Aufzuchtstation und Jeep-Kolonnen im Safari-Park, zum Beispiel. Oder Boot-Safari auf dem Bentota Ganga: An- und Ablegen im Minutentakt und Motorenlärm um nichts. Die kurze Schleife durch die Mangroven war ganz nett. Will man das nicht, muss man auf eigene Faust los.

„Reisen bildet“ macht Sinn für Sri Lanka. Die auffallend kenntnisreichen Erklärungen unserer Tour-Guides tragen erheblich zu unserem „Wieder-was-dazugelernt“-Gefühl bei. Für reinen Strandurlaub kommt man besser nicht hierher. Thailand oder die Seychellen haben schönere Strände. Unser Strandabschnitt besteht aus ziemlich grobem Muschelsediment. Wegen der starken Brandung ist oft die rote Fahne (Badeverbot) gehisst. Für Tochter Karla natürlich genau der Kick: Meterhohe Wellen und ein brutaler Gegensog (Rippströmung) machen Baden zur sportlichen Herausforderung. Schwimmen geht nur im Pool.

Über die lokale Küche schreibe ich vielleicht an anderer Stelle noch. Nur so viel: Sie ist gerne würzig-scharf. Meine Highlights sind die Currys mit dem klaren Favoriten Mango-Curry. Den letzten Abend verbringen wir im japanischen Restaurant unseres Hotels, weil Sushi & Co. für manchen Magen doch verträglicher sind. Am Ende haben wir jeden Tag auf ganz eigene Art genossen, und ich gebe in der Rückschau für das Gesamterlebnis Sri Lanka eine robuste 100%-Empfehlung.

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