Sansibar

12.02.2018 | Gewürze, Reisen

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Nun hatte ich mir so viel über die Gewürzinsel und ihre Rolle für die Handelsrouten angelesen, dass ich nur noch meine Familie dazu bringen musste, mit mir nach Sansibar zu fliegen.

Territorium: 2.600 km²
Einwohner: 1 Mio.
Hauptstadt: Stone Town
Staat: Tansania
Religion: Islam (99%)
Temperatur: ∅ 30°C
Reisezeit von D: 11h
Visum: Bei Einreise
Impfung: Gelbfieber
Sonstiges: Gewürzinsel

Es geht los. Check der Foto-Ausrüstung: Sony Alpha7II mit 24-105 mm <em>f</em>4 G und 16-35 mm <em>f</em>4 Zeiss, Sony RX100V, Olympus Tough 4 und Sirui Reisestativ.

Es geht los. Check der Foto-Ausrüstung: Sony Alpha7II mit 24-105 mm f4 G und 16-35 mm f4 Zeiss, Sony RX100V, Olympus Tough 4 und Sirui Reisestativ.

Obst- und Gemüsestand am Straßenrand irgendwo zwischen Sansibar Town und Kiwengwa

Obst- und Gemüsestand am Straßenrand irgendwo zwischen Sansibar Town und Kiwengwa.

Unterwegs auf Unguja: Behausungen am Straßenrand.

Unterwegs auf Unguja: Behausungen am Straßenrand.

"Aldi günstig" einkaufen am Strand von Kiwengwa

„Aldi günstig“ einkaufen am Strand von Kiwengwa.

Komfortzone im Schatten von Palmen: Latte Macchiato am Pool.

Komfortzone im Schatten von Palmen: Latte Macchiato am Pool.

Weißer Sand und türkisfarbenes Meer unter tiefblauem Himmel am Strand von Kiwengwa.

Weißer Sand und türkisfarbenes Meer unter tiefblauem Himmel am Strand von Kiwengwa.

Klischeehaft paradiesisch: Strohdächer im Sand unter Palmen.

Klischeehaft paradiesisch: Strohdächer im Sand unter Palmen.

Starke Wirkung: Der offene Rezeptionsbereich bei Nacht.

Starke Wirkung: Der offene Rezeptionsbereich bei Nacht.

Gedanklicher Einstieg. Irgendwas muss ja dran sein an dieser Insel (genauer: an diesem Archipel), dass sie sich in meiner Vorstellung als ein tropisches Gewürz- und Seefahrerparadies unter Palmen so tief eingeprägt hat. Versatzstücke aus den Erzählungen von Pippi Langstrumpf’s Papa vielleicht oder von Sindbad dem Seefahrer.

Oder über Vasco da Gama, der sicher keine Ahnung hatte von Sansibar, bevor er 1498 hier vor Anker ging und eine geschäftige Frühzeitmetropole vorfand, in der die Araber regen Gewürz-, Elfenbein- und vor allem Sklavenhandel betrieben. Und auch beim Segelsetzen Richtung indische Westküste, die er als erster Europäer wenig später erreichen sollte, wird er kaum vermutet haben, dass nur sieben Jahre später sein Landsmann Joao Homere Sansibar vollständig der portugiesischen Krone unterwerfen würde. Ende des 17. Jhds. verlor sie es allerdings wieder an die omanischen Sultane.

Im kürzesten Krieg der Weltgeschichte vertrieben die Briten 1896 den letzten Sultan, indem sie dessen Palast in Stone Town von See her einem gut halbstündigen Kanonenbeschuss aussetzten. Jahrzehnte vorher hatten sie bereits dafür gesorgt, dass Ostindien-Gewürze wie Gewürznelke und Muskatnuss auf Sansibar heimisch und systematisch angebaut wurden. Samen und Setzlinge brachten sie wahrscheinlich von La Réunion hierher. Wie sie dahin gekommen waren, kannst Du in meiner Kurzen Gewürzgeschichte nachlesen.

Jedenfalls war Sansibar bis in die 1960er Jahre Weltmarktführer bei Gewürznelken. Dann kam 1963 die Unabhängigkeit von den Briten und 1964 eine sozialistische Revolution, die Gewürze auf der Gewürzinsel knapp und den Ursprung Sansibar bedeutungslos machte. Was bleibt ist ein schöner Mythos im Indischen Ozean mit weißen Stränden unter Palmen. Oder doch nicht? Wir haben Tickets für Ende März.

Endlich da. Mit kurzem Zwischenstopp in Mombasa landen wir pünktlich morgens gegen neun in Sansibar Town. Dicke Regenwolken hängen über dem Platz. Die Fahrt zur Unterkunft führt quer über die Insel, die gar nicht Sansibar, sondern Unguja heißt. Erste Eindrücke von Land und Leuten, ein paar hastige Schnappschüsse durch das Busfenster. Professionell-freundlicher Empfang in der nach drei Seiten offenen, afrikanisch designten Rezeption unseres Hotels. Es nieselt, was bei knapp 30 Grad keinen stört. Die geräumigen Zimmer mit lokalem Interieur sind flux bezogen. Erste Erkundungen der gepflegten Anlage und – endlich – ein Snack am Strand unter Palmen – Bratnudeln pikant mit Gemüse und Fisch – lassen uns allmählich im Urlaub ankommen.

Am Anfang fremdele ich immer mit unseren Unterkünften. Sie wollen mir einfach nicht so erscheinen wie ich sie mir vorgestellt hatte. Später geht das vorbei und am vorletzten Tag fange ich an, mich zu Hause zu fühlen.

Wir reisen an Ostern – Nebensaison auf Sansibar wegen der beginnenden Regenzeit. Unsere zwei Wochen sind überwiegend sonnig mit ein-zwei kurzen Nieselschauern und zwei ergiebigen Wolkenbrüchen zum Schluss. Der zweite setzt ein, als wir auf der Rückreise eben die wellblechgedeckte Abflughalle erreichen. Ohrenbetäubendes Prasseln und Stromausfälle im Abfertigungsbereich.

Unser erster Strandgang verstört uns wegen der Ebbe, die das Meer unerreichbar erscheinen lässt, und der anhänglichen Händler, die sich mit Ebenholzschnitzereien, Flechtarmbändern, und Tourprospekten ausdauernd an unsere Fersen heften. Teil der Szenerie – athletische Masai im roten Gewand mit Hirtenstab, die älteren weißen Frauen ihr „Bunga Bunga“ andienen. Drei hoteleigene Security-Leute halten sich in diskreter aber sichtbarer Bereitschaft, für alle Fälle. Strandspaziergänge machen wir wegen dieses Stalkings nicht oft. Immerhin offenbaren sie uns die seeseitige Umgebung unserer Hotelanlage, die aus langen Reihen strohgedeckter Strandhütten besteht, in denen Souvenirs, Massagen und Snacks feilgeboten werden. An einer steht „ALDI Sansibar“.

Kiwengwa. Nirgends vorher haben wir derart feinen weißen Sand erlebt wie am Strand von Kiwengwa. Wo die Ebbe auf hunderten Metern landab unzählige weiße Sandbänke aus der türkisfarbenen See aufploppen lässt, entstehen spektakuläre Farbkontraste im intensiven tropischen Sonnenlicht. Zuweilen störend – das Seegras, das, von der Flut angeschwemmt und liegen gelassen, nicht schön aussieht und faulig müffelt. Der Anbau von Seegras im flachen Meerwasser ist ein junger Wirtschaftszweig auf Sansibar. Bei Ebbe sieht man dutzende Frauen in ihren Alltagskleidern in den seichten Wassern der Plantagen hocken.

Termin im Zanzibar Coffee House

Treffen mit der lokalen Gewürzwirtschaft bei tansanischem Hochlandkaffee Arabica mit Zimt und Kardamom

Schein und Sein. Auch haben wir nirgends vorher einen so starken Kontrast verspürt zwischen der luxuriösen Scheinwelt eines Ressorts und dem echten Leben jenseits des Zaunes. Man braucht nur zwei Schritte nach draußen zu machen und steht mitten in dem Afrika, das man aus dem deutschen Betroffenheits-TV kennt: Armut, Unrat, Apathie. Nein, Not, Elend oder Hunger sehen wir nicht. Aber wir sprechen darüber, dass die gepflegten Bedienungen und freundlichen Hausangestellten unseres feinen Hotels wohl größtenteils in solchen Umgebungen leben. Was mögen die sich denken, wenn die dicken weißen Touristen beim Frühstück volle Teller stehen lassen?

Mir geht das mit der „Bekämpfung von Fluchtursachen“ durch den Kopf und dass Deutschland seit 2015 die eine Million Sansibaris zweimal vollzählig aufgenommen haben könnte. Der Archipel wäre dauerhaft entvölkert. Ja, und welches übergeordnete Problem hätte das gelöst? Oder die 40-50 Milliarden, die öffentliche Haushalte jährlich für zweimal Sansibar an die deutsche Asylindustrie überweisen. Bruchteile davon, sinnvoll und nachhaltig vor Ort in Afrika eingesetzt, könnten ein Vielfaches an Nutzen für die Menschen bewirken.

Stattdessen müht sich nur Wochen nach unserer Reise ein deutscher Außenminister in peinlicher Verkennung lokaler Befindlichkeit, mit Reparationsangeboten (!) an Tansania aus dem Füllhorn deutschen Steuergeldes eine akut eingebildete historische Schuld Deutschlands aus der 100 Jahre zurückliegenden Kolonialzeit gegenüber – ja gegenüber wem eigentlich, den Staat Tansania gab es damals nicht – mal eben auf Gutmenschenart abzugelten. Dass die Regierung in Daressalam souverän abwinkt, sollte ihm nachhaltig die Schamröte ins Gesicht getrieben haben.

In der Tat hat die Niederschlagung von Aufständen in 33 Jahren deutscher Besatzung bis zu 300000 Ostafrikaner das Leben gekostet. Zweifellos ein Verbrechen. Zum Vergleich: Während der deutschen Blockade Leningrads, einer einzelnen Episode aus WK2, sind zwischen 1941 und 1943 in nicht mal drei Jahren eine Million sowjetischer Zivilisten umgekommen. Mir ist nicht geläufig, dass ein bundesdeutscher Außenminister dort je mit Geldangeboten auffällig wurde.

Als wir später Daressalam besuchen, wird unser tansanischer Guide „Teacher“ uns Hauptpostamt und Hauptbahnhof ganz entspannt als zivilisatorisches Erbe der deutschen Kolonialzeit präsentieren. Okay, nicht alles war gut damals.

Markanter Hingucker: Der Uhrenturm des House of Wonders in Stone Town.

Markanter Hingucker: Der Uhrenturm des House of Wonders in Stone Town.

Abspann. Die Menschen hier sind offen und zugewandt und redet man mit ihnen, ist die Unzufriedenheit mit Händen zu greifen. Sie entlädt sich in Tiraden gegen die Zentralregierung in Daressalam, von der sich viele Sansibaris offenbar ausgenommen fühlen. Von Abspaltung und nationaler Souveränität ist die Rede. In der Tat werden zumindest Ausländer beim Übersetzen ans Festland abgefertigt als würden sie das Land verlassen.

Und der Mythos „Gewürz- und Seefahrerparadies“? Paradies übertreibt, Sansibar war nie eines und ist auch keines. Ja, es gibt idyllische Strände und Landschaften. Alles andere ist subjektive Wahrnehmung. Gewürz- und Seefahrertradition passt besser. Weiße Dreiecksegel blähen sich allerorten über hölzernen Auslegerbooten und Dhaus. Und mit Gewürzen scheint inzwischen wieder bescheidenes Geld verdient zu werden. An dem Thema bin ich dran und gespannt, wie es weitergeht. Sansibar als Reiseziel ist definitiv eine Empfehlung, sofern du bereit bist, dich abseits gewohnten Komforts auf das Land einzulassen.

Sansibar

12.02.2018 | Gewürze, Reisen

Gedanklicher Einstieg. Irgendwas muss ja dran sein an dieser Insel (genauer: an diesem Archipel), dass sie sich in meiner Vorstellung als ein tropisches Gewürz- und Seefahrerparadies unter Palmen so tief eingeprägt hat. Versatzstücke aus den Erzählungen von Pippi Langstrumpf’s Papa vielleicht oder von Sindbad dem Seefahrer.

Oder über Vasco da Gama, der sicher keine Ahnung hatte von Sansibar, bevor er 1498 hier vor Anker ging und eine geschäftige Frühzeitmetropole vorfand, in der die Araber regen Gewürz-, Elfenbein- und vor allem Sklavenhandel betrieben. Und auch beim Segelsetzen Richtung indische Westküste, die er als erster Europäer wenig später erreichen sollte, wird er kaum vermutet haben, dass nur sieben Jahre später sein Landsmann Joao Homere Sansibar vollständig der portugiesischen Krone unterwerfen würde. Ende des 17. Jhds. verlor sie es allerdings wieder an die omanischen Sultane.

Im kürzesten Krieg der Weltgeschichte vertrieben die Briten 1896 den letzten Sultan, indem sie dessen Palast in Stone Town von See her einem gut halbstündigen Kanonenbeschuss aussetzten. Jahrzehnte vorher hatten sie bereits dafür gesorgt, dass Ostindien-Gewürze wie Gewürznelke und Muskatnuss auf Sansibar heimisch und systematisch angebaut wurden. Samen und Setzlinge brachten sie wahrscheinlich von La Réunion hierher. Wie sie dahin gekommen waren, kannst Du in meiner Kurzen Gewürzgeschichte nachlesen.

Jedenfalls war Sansibar bis in die 1960er Jahre Weltmarktführer bei Gewürznelken. Dann kam 1963 die Unabhängigkeit von den Briten und 1964 eine sozialistische Revolution, die Gewürze auf der Gewürzinsel knapp und den Ursprung Sansibar bedeutungslos machte. Was bleibt ist ein schöner Mythos im Indischen Ozean mit weißen Stränden unter Palmen. Oder doch nicht? Wir haben Tickets für Ende März.

Endlich da. Mit kurzem Zwischenstopp in Mombasa landen wir pünktlich morgens gegen neun in Sansibar Town. Dicke Regenwolken hängen über dem Platz. Die Fahrt zur Unterkunft führt quer über die Insel, die gar nicht Sansibar, sondern Unguja heißt. Erste Eindrücke von Land und Leuten, ein paar hastige Schnappschüsse durch das Busfenster. Professionell-freundlicher Empfang in der nach drei Seiten offenen, afrikanisch designten Rezeption unseres Hotels. Es nieselt, was bei knapp 30 Grad keinen stört. Die geräumigen Zimmer mit lokalem Interieur sind flux bezogen. Erste Erkundungen der gepflegten Anlage und – endlich – ein Snack am Strand unter Palmen – Bratnudeln pikant mit Gemüse und Fisch – lassen uns allmählich im Urlaub ankommen.

Am Anfang fremdele ich immer mit unseren Unterkünften. Sie wollen mir einfach nicht so erscheinen wie ich sie mir vorgestellt hatte. Später geht das vorbei und am vorletzten Tag fange ich an, mich zu Hause zu fühlen.

Wir reisen an Ostern – Nebensaison auf Sansibar wegen der beginnenden Regenzeit. Unsere zwei Wochen sind überwiegend sonnig mit ein-zwei kurzen Nieselschauern und zwei ergiebigen Wolkenbrüchen zum Schluss. Der zweite setzt ein, als wir auf der Rückreise eben die wellblechgedeckte Abflughalle erreichen. Ohrenbetäubendes Prasseln und Stromausfälle im Abfertigungsbereich.

Unser erster Strandgang verstört uns wegen der Ebbe, die das Meer unerreichbar erscheinen lässt, und der anhänglichen Händler, die sich mit Ebenholzschnitzereien, Flechtarmbändern, und Tourprospekten ausdauernd an unsere Fersen heften. Teil der Szenerie – athletische Masai im roten Gewand mit Hirtenstab, die älteren weißen Frauen ihr „Bunga Bunga“ andienen. Drei hoteleigene Security-Leute halten sich in diskreter aber sichtbarer Bereitschaft, für alle Fälle. Strandspaziergänge machen wir wegen dieses Stalkings nicht oft. Immerhin offenbaren sie uns die seeseitige Umgebung unserer Hotelanlage, die aus langen Reihen strohgedeckter Strandhütten besteht, in denen Souvenirs, Massagen und Snacks feilgeboten werden. An einer steht „ALDI Sansibar“.

Kiwengwa. Nirgends vorher haben wir derart feinen weißen Sand erlebt wie am Strand von Kiwengwa. Wo die Ebbe auf hunderten Metern landab unzählige weiße Sandbänke aus der türkisfarbenen See aufploppen lässt, entstehen spektakuläre Farbkontraste im intensiven tropischen Sonnenlicht. Zuweilen störend – das Seegras, das, von der Flut angeschwemmt und liegen gelassen, nicht schön aussieht und faulig müffelt. Der Anbau von Seegras im flachen Meerwasser ist ein junger Wirtschaftszweig auf Sansibar. Bei Ebbe sieht man dutzende Frauen in ihren Alltagskleidern in den seichten Wassern der Plantagen hocken.

Mir geht das mit der „Bekämpfung von Fluchtursachen“ durch den Kopf und dass Deutschland seit 2015 die eine Million Sansibaris zweimal vollzählig aufgenommen haben könnte. Der Archipel wäre dauerhaft entvölkert. Ja, und welches übergeordnete Problem hätte das gelöst? Oder die 40-50 Milliarden, die öffentliche Haushalte jährlich für zweimal Sansibar an die deutsche Asylindustrie überweisen. Bruchteile davon, sinnvoll und nachhaltig vor Ort in Afrika eingesetzt, könnten ein Vielfaches an Nutzen für die Menschen bewirken.

Stattdessen müht sich nur Wochen nach unserer Reise ein deutscher Außenminister in peinlicher Verkennung lokaler Befindlichkeit, mit Reparationsangeboten (!) an Tansania aus dem Füllhorn deutschen Steuergeldes eine akut eingebildete historische Schuld Deutschlands aus der 100 Jahre zurückliegenden Kolonialzeit gegenüber – ja gegenüber wem eigentlich, den Staat Tansania gab es damals nicht – mal eben auf Gutmenschenart abzugelten. Dass die Regierung in Daressalam souverän abwinkt, sollte ihm nachhaltig die Schamröte ins Gesicht getrieben haben.

In der Tat hat die Niederschlagung von Aufständen in 33 Jahren deutscher Besatzung bis zu 300000 Ostafrikaner das Leben gekostet. Zweifellos ein Verbrechen. Zum Vergleich: Während der deutschen Blockade Leningrads, einer einzelnen Episode aus WK2, sind zwischen 1941 und 1943 in nicht mal drei Jahren eine Million sowjetischer Zivilisten umgekommen. Mir ist nicht geläufig, dass ein bundesdeutscher Außenminister dort je mit Geldangeboten auffällig wurde.

Als wir später Daressalam besuchen, wird unser tansanischer Guide „Teacher“ uns Hauptpostamt und Hauptbahnhof ganz entspannt als zivilisatorisches Erbe der deutschen Kolonialzeit präsentieren. Okay, nicht alles war gut damals.

Abspann. Die Menschen hier sind offen und zugewandt und redet man mit ihnen, ist die Unzufriedenheit mit Händen zu greifen. Sie entlädt sich in Tiraden gegen die Zentralregierung in Daressalam, von der sich viele Sansibaris offenbar ausgenommen fühlen. Von Abspaltung und nationaler Souveränität ist die Rede. In der Tat werden zumindest Ausländer beim Übersetzen ans Festland abgefertigt als würden sie das Land verlassen.

Und der Mythos „Gewürz- und Seefahrerparadies“? Paradies übertreibt, Sansibar war nie eines und ist auch keines. Ja, es gibt idyllische Strände und Landschaften. Alles andere ist subjektive Wahrnehmung. Gewürz- und Seefahrertradition passt besser. Weiße Dreiecksegel blähen sich allerorten über hölzernen Auslegerbooten und Dhaus. Und mit Gewürzen scheint inzwischen wieder bescheidenes Geld verdient zu werden. An dem Thema bin ich dran und gespannt, wie es weitergeht. Sansibar als Reiseziel ist definitiv eine Empfehlung, sofern du bereit bist, dich abseits gewohnten Komforts auf das Land einzulassen.

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