Das Reisen unattraktiv machen: Geschafft!

Fliegen trotz Corona - Anmerkungen eines hedonistischen Nonkonformisten

Reisen Fliegen Corona Sars-CoV-2 Covid-19

Flughäfen eignen sich zurzeit bestens als Locations für ‚Lost Places‘ Shootings.

21.02.21/ujk Man zögert ja noch zu glauben, dass sie einen drannehmen, wenn man Lockdown nicht kann. Stichwort Reisen. Gilt inzwischen als Synonym für dekadentes Abweichen vom ‚qua Amt‘ verordneten Corona-Konsens. ‚Zuhausesitzen und auf Corona-Hilfen warten‘ ist die neue Linientreue. Reisen in der RKI/BPK/Seuchenkabinett-konformen Lesart ist hedonistische Ignoranz. Wer reist, handelt verantwortungslos und unsolidarisch. Er offenbart Mangel an ‚Haltung‘. Kurz: Ballermann oder Intensivstation. Soweit der aktuelle Tenor im medialen Beiprogramm zum Merkelschen Seuchenregime.

Ob und wie oft einer der maßgeblichen ‚Experten‘ im ÖRR zu Wort kommt, hat nichts mit dessen Expertise zu tun. Jedoch viel mit seiner Bereitschaft zu regierungsgefälligen Darstellungen. Sie sollen Angst machen und die Vorlagen liefern für neue Dreistigkeiten im ‚Kampf gegen Corona’. Nur so erklärt sich, dass ein Tierarzt, ein mglw. falscher Doktor und ein Berufsfunktionär – ohne jedes Mandat, dafür mit massiver Medienpräsenz – seit Monaten die Corona-Politik im Lande machen. Menschen also, die, weich gepolstert in üppigen Salären aus Steuergeld, dem Rest der Nation weismachen, dass er den Gürtel gefälligst enger schnallen soll.

Die allfällige Dysfunktion eines insoweit lebensfernen Aktionismus zeigt sich einmal im allgemeinen Infektionsgeschehen, das sich an keine Lockdown-Vorgaben halten will (das Virus macht einfach weiter!). Viel dramatischer aber in den hunderttausenden Schicksalen von ruinierten Existenzen, die an den Staat glaubten, der sie dann in die Pleite regulierte. Nur wenige werden das durchhalten.

Ich habe ein Privileg. Und zwar jenes, das sicher durchzuhalten. Richtiger Job, richtige Branche – was weiß ich. Unsere Produkte bleiben gefragt, Pandemie hin oder her. Solange sie die Supermärkte nicht schließen, wird das Geschäft brummen. Beruhigend auch für meine Mitarbeiter, die Kurzarbeit und Jobverlust nur aus den Erzählungen der Nachbarn kennen.

Keine Reisefreiheit ohne Vorliegen sonstiger Voraussetzungen

Ich mag abgeschweift sein. Es ging ja eingangs um Fliegen an oder mit Corona. Mein ‚Privileg‘ hat natürlich mit Reisen zu tun. Übersetzt in die Corona-Realität – mit der Bereitschaft, dauernd von einem Corona-Risikogebiet (jetzt neu auch: ‚Hochinzidenzgebiet‘ oder ‚Virusvariantengebiet‘) ins andere zu fahren oder zu fliegen. Was nicht mehr so leicht ist, seit die deutsche Bundes-Corona-Fachschaft die ganze Welt zur pandemischen Todeszone erklärt hat, aus der keiner mehr einfach so über die Grenze kommt. Da sind also jetzt zusätzliche Hürden zu überwinden, will man (zurück) ins Land der Almans. Jedenfalls für Almans.

Ein deutscher Pass galt einst als wertvollstes Reisedokument der Welt. Man konnte mit ihm ohne Visum in eine dreistellige Zahl von Ländern einreisen. Einfach so. Nur der Briten-Pass war besser. Allerdings funktionierte auch das deutsche Papier mitunter nur mit Impfnachweis, z.B. gegen Gelbfieber in Tansania. Genau: Das gelbe Heftchen. Manch einem dämmert da was.

Corona, besser: die es begleitende Hysterie, kassiert zivilisatorische Standards. Und ich behaupte: Auf Dauer. Z.B. den Online-Boardingpass. Ich werde mich jetzt nicht der Mühe hingeben vorzurechnen, wie vielen Bäumen er das Leben gerettet hat, weil keine Papier-Boardingpässe mehr gedruckt werden mussten. Mir reicht allein die Vorstellung, jetzt vor jedem Flug wieder am Check-in Schalter Schlange stehen zu müssen – im ‚Kampf gegen Corona‘.

Digitale Einreiseanmeldung

Kein Bording mehr ohne das hier: Die ‚Digitale Einreiseanmeldung‘ fühlt sich an wie die ‚Zählkarte‘ bei der Einreise in die DDR.

Man kann zwar noch online einchecken. Seinen Boardingpass muss man sich aber am Schalter abholen. Klingt lässig, ist aber nicht ohne. Dein Pass interessiert nur noch am Rande. Entscheidend dafür, ob du an Bord deines Fliegers kommst oder nicht, sind jetzt zwei neue Ausweise: Der negative PCR-Test, nicht älter als 48 Stunden, und der Nachweis, dass du deine Einreise online im Zielland angemeldet hast. Ohne diese beiden nützt nicht mal eine Empfehlung vom Papst.

Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis der globale Impfpass an die Stelle des nationalen Reisepasses tritt. Die dann endlich grenzenlose Welt ließe sich neu sortieren: In die mit den nötigen Impfungen und jene ohne. Und sollten einst alle geimpft sein, erklärt man einfach was Neues zur ‚Pandemie‘.

Negativer PCR Test

Ohne Test kein Boardingpass. Negativer PCR Test max. 48 Stunden vor Abflug ist Pflicht.

Schließlich noch die ‚Beobachtung‘ vor Ort. Ja, das heißt offiziell so. In Deutschland sind dafür die sogenannten Gesundheitsämter zuständig. Ich weiß nicht, warum die so heißen; sie selbst wahrscheinlich auch nicht. Sie schreiben überall ihre Telefonnummer hin, allerdings nimmt da nie jemand ab. Auch auf E-Mails und Schreiben erhält man keine Antwort, noch nicht mal, wenn man sie per Kurier hinschickt. Kann sein, dass das Teil einer perfiden Corona-Inszenierung ist. Noch bevor ich beim Einchecken im Abreiseland meine digitale Einreiseanmeldung nachweisen kann, habe ich schon eine Willkommens-Mail von ‚meinem‘ Gesundheitsamt auf dem Handy. Da lese ich dann: ‚Sie haben zu …‘, ‚Sie müssen …‘, Sie sind verpflichtet …‘, ‚Bei Zuwiderhandlung droht …‘. Ich so: Sie können mich mal.

Corona Pandemie und die Kriminalisierung von einst Selbstverständlichem

Am Ende geht es um politisch zu vertretende Zahlen und nicht um die Gesundheit von Menschen. (Warum kann man chronisch Schwerkranken auf dem Ticket ‚planbar = verschiebbar’ monatelang notwendige Behandlungen und Operationen vorenthalten und deren vorzeitiges Ableben billigend in Kauf nehmen? Weil sie politisch keinen interessieren.) Die ‚Inzidenz‘, die sich über die bloße Anzahl der Tests auf jeden beliebigen Wert hoch- oder runterregeln lässt, regiert ein Land von achtzig Millionen. Wo nie dagewesene mediale Panikmache ununterbrochen auf ein Volk verängstigter Untertanen eintrommelt, lässt sich locker per Lockdown die Diktatur einüben. Die täglichen O-Töne von der Straße im TV, die (kl)einmütig die kluge Politik von Partei und Regierung loben und sich noch strengere Einschränkungen wünschen, sind verlässliche Anzeichen für das sachte Abdriften Richtung totalitärer Staat. Jeden Tag ein bisschen. Erst fünfziger Inzidenz, dann fünfundreißiger, jetzt ‚ZeroCovid‘. Und keiner merkt was. Keiner?

Während also Spanier, Italiener oder Rumänen trotz gleicher oder höherer Inzidenzen als Deutschland im Restaurant sitzen, Konzerte besuchen und ihre Einkäufe erledigen, fliege ich mit dem sechsten Negativ-Test in der Tasche meiner zehntägigen ‚Absonderung‘ entgegen. Während die Schweden – mit der gleichen Infektionsdynamik und Sterblichkeit wie Deutschland – ohne Lockdown, als freie und mündige Menschen durch die Pandemie kommen, werden mir schon vor der Heimkehr amtliche Texte über ordnungswidriges Verhalten entgegengemailt. Unverhohlene staatliche Sanktionsdrohungen, trotz erbrachten ‚Testergebnisses hinsichtlich des Nichtvorliegens einer Infektion‘ (amtsdeutsch). Im Bußgeldkatalog für coronabedingte Ordnungswidrigkeiten ist von materiellen Vorteilen die Rede, die sich der Täter (!) durch die Begehung verschafft. Glaubst du nicht? Guckst du hier:

Bußgeldkatalog zur Ahndung von Verstößen im Bereich des Infektionsschutzgesetzes in Verbindung mit dieser Verordnung

So wie in der Not der wahre Freund, so offenbart sich in der Krise der wahre Staat: Nein, nicht als Freund, sondern als ritualisierte Simulation von Politik, die dem randständigen Plebs Demokratie vorgaukelt und doch nichts ist als ein Filz aus karrieregeilen Narzissten, überforderten Bürokraten und servilen Papageien.

Doch wir, die Regierten, Wähler und Steuerzahler, Berufspendler, Fernsehzuschauer und Abgesonderten lassen sie gewähren. Wir fühlen uns wohl in dieser Komfortzone der Betreuung von Amts wegen.

Und dann sehe ich beim Verlassen des Fliegers die martialischen Polizeikräfte am Gate und am Zoll und mich irritiert ihr fast körperliches Insistieren um Auskunft nach meinem Woher und Wohin. Militanter Habitus mit verschränkten Armen über geladenen Colts und filmreif-ausdruckslose Minen stellen sich der dekadenten Haltungslosigkeit des beruflichen Vielfliegers entgegen. Ein Schnäuzen, ein Hüsteln – Zugriff! Was früher der Koffer voll Koks, ist heute die falsch sitzende Maske. Fliegen an oder mit Corona ist staatliche Total-Betreuung vom Check-in bis zur Wohnungstür mit anschließender zehntägiger Beobachtung. Und irgendwie fühlt sich die Betreuung an wie Bevormundung und die Bevormundung wie Entmündigung. Jeden Tag ein bisschen mehr.

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