Syzygium aromaticum

Gewürznelken: Gut bei Zahnschmerzen und Winterkälte

Gewürznelken sind die getrockneten Knospen des u.a. mit Piment | Pimenta dioica verwandten Nelkenbaumes Syzygium aromaticum.

Bis 1769, als der französische Gouverneur von Mauritius und Île Bourbon (Seit 1794: La Réunion), Pierre Poivre, Nelkenbäume nach Mauritius „entführen“ ließ, waren der Nelkenbaum ein endemisches Gewächs auf wenigen Inseln der nördlichen Molukken und Nelken ein im Wortsinne Gold wertes Monopolprodukt der „Gewürzinseln“, für dessen unerlaubten Anbau oder Export die spätere niederländische Kolonialmacht schwerste Strafen verhängte.

Ab 1513 setzen sich zunächst die Portugiesen auf dem kleinen Inselsultanat Ternate fest, dessen Herrscher sich nur zu gerne mit den Fremden gegen die mit den Spaniern kooperierende, verfeindete Nachbarinsel Tidore verbündet. 1570 ermorden die Portugiesen den Sultan von Ternate, um Insel und Nelkenhandel vollständig zu dominieren. Die folgende fünfjährige Belagerung ihres Forts durch einheimische Krieger zwingt sie 1575 zur Aufgabe und leitet das Ende der portugiesischen Herrschaft ein. Nachdem auch die Spanier die Molukken verlassen, übernehmen ab 1599 die Niederländer und ihre Vereinigte Ostindien Companie (VOC) die Nord-Molukken. Sie errichten ihre Basis auf der Hauptinsel Ambon und konzentrieren dort den Nelkenanbau. Die Nelkenplantagen auf Ternate und Tidore lassen sie sukzessive vernichten.

Auf Mauritius sollen 1775 nur noch zwei der von Poivre entführten Nelkenbäume geblüht haben, von denen einer später auch noch einging. Erfolgreicher war man auf den heute zu Tansania gehörenden Unguja und Pemba (Sansibar), wo der Sultan seinerzeit verfügte, dass jeder Landbesitzer pro Kokospalme drei Nelkenbäume zu setzen habe. So hielt Sansibar über Jahrhunderte ein Quasi-Monopol auf Gewürznelken und setzte den weltweiten Industriestandard (Sorte kiri), bis Indonesien in den 1980er Jahren begann, massiv eigene Ernteüberschüsse am Weltmarkt anzubieten. Sansibar und Pemba blieben ernstzunehmende Ursprünge für Gewürznelken, die in den 1960er Jahren sogar die offizielle Flagge der Inseln zierten.

Wer mitreden will, merkt sich noch siputih als große und teure Top-Nelkensorte, die nur in Indonesien angebaut wird.

Gewürznelken gelangten bereits während der Römerzeit in den Mittelmeerraum und ihre erstmalige Verwendung in Deutschland soll für das 10. Jhd. dokumentiert sein.

Kennst du den Geruch, wenn der Zahnarzt eine Füllung legt? Er verwendet dabei i.d.R. Zinkoxid-Zement, der entzündungshemmendes Eugenol enthält. Genau das Eugenol, das zu 80 Prozent im ätherischen Öl von Gewürznelken enthalten ist. Gewürznelken haben einen hohen Gehalt von 15 Prozent Gewürznelkenöl (gute Ernten erreichen auch über 20 Prozent). Zum Vergleich: Kurkuma | Curcuma longa erreicht 7-8 Prozent, schwarzer Pfeffer | Piper nigrum 4-5 Prozent Gehalt an ätherischem Öl.

Eugenol spielt auch noch eine Rolle in indonesischen Nelkenzigaretten, den kretek. Ein gewisser Haji Jamahri bildete sich um 1880 ein, mit dem Rauchen von Eugenol sein Asthma gelindert zu haben, worauf er kretek zu vermarkten begann. Kretek dürften den Zigarettenmarkt Indonesiens heute klar dominieren. So kommt es, dass etwa die Hälfte der Weltnelkenproduktion in Zigaretten geraucht wird.

Am angenehmsten sind uns Nelkenaromen wohl eher beim Würzen in der Küche – ob für herzhaften Braten oder süßes Birnenkompott. Und natürlich mag jeder die charakteristischen Zimt- und Nelkennoten in Lebkuchen und Glühwein zur Winterzeit. Nicht umsonst gelten Nelken als warmes Wintergewürz.

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